Gastfrei zu sein, vergesst nicht

Es war schwierig die Gäste unterzubringen. Jugendliche, aufgeschlossene Schüler und Studenten der Gruppe on-fire aus Süddeutschland benötigten ebenso wie die fränkischen Missionare von pro-Mission Schlafquartiere während ihres Gemeindeeinsatzes bei uns in Penkun. Sie brauchten nur ein Bett für einige Tage, um bei uns tätig zu sein, in Gemeinde, Schule und Seniorenheim. Ihre Musik und Verkündigung, ihr Gebet und Gesprächsangebot mit persönlicher Segnung wurde dankbar angenommen. Zuvor jedoch gab es spürbare Zurückhaltung. Ich möchte mir gar nicht vorstellen wie kompliziert es wäre, muslimische Flüchtlinge aus Afghanistan in unserer Gemeinde unterzubringen. „Wenn wir müssen, dann tun wir es sehr gern freiwillig“ war die Antwort auf eine telefonische Quartieranfrage. „Verwundert Sie das, Herr Pastor?“ fragte mich einer der ehemaligen Heimatvertriebenen aus unserer Gemeinde. „Als wir 1945 hier ankamen funktionierte unsere Unterbringung als Flüchtlinge auch nur durch die Zwangseinweisung der sowjetischen Militäradministration.“ Wie steht es mit unserer Gastfreundschaft, Aufnahmebereitschaft, Dankbarkeit und Teilhabegeberschaft?

„Gastfrei zu sein, vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“

„Gutes zu tun und mit andern zu teilen, vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.“

Hebräer 13, 2+16

Der Bibeltext fragt uns an und ermutigt zum Handeln. Wie lange kann die Pandemie glaubhaft als Entschuldigung dienen? Das Grundthema dieser Jahreszeit von Erntedank bis Ewigkeitssonntag ist: „dankbares Weitergeben!“ Das letzte Hemd hat keine Taschen. Wir sind mit nichts in die Welt gekommen und müssen mit nichts wieder von dannen ziehen (1.Tim.6, 7). Alles Halten wollen und Verschließen ist vertane Liebesmüh. Das wird auch in den Texten unserer Penkuner Gastgeber deutlich und ist Jesu Botschaft in der Bergpredigt „Vom Schätze sammeln und Sorgen.“ Wirklich reich werden wir innerlich durch Hingabe und Beschenkung. Bis zur Mitte des Lebens sind wir Empfangende, danach Gebende – bis wir einmal alles abgeben müssen. Unter diesem Gesichtspunkt dürfte es künftig leichter werden offene Herzen und Häuser – aber auch dankbare Geber zu finden.

Ein gesegnetes Erntedankfest
wünscht Ihnen

Ihr Pastor
Bernhard Riedel

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